Nach den Re-Signings von Nazem Kadri und Morgan Rielly sowie dem Gewinn der NHL-Draft-Lotterie setzen die Leafs ihre bisher recht ereignisreiche Off-Season fort. Nachdem es schon fast ein ganzes Jahr lang entsprechende Gerüchte gab, hat Nikita Zaitsev inzwischen einen Ein-Jahres-Vertrag (Caphit: 925k $, eventuell mit Leistungsboni) unterschrieben. Ich muss eingestehen, dass ich die KHL wenig verfolge, aber nachdem, was ich so gelesen habe, war Zaitsev einer der besten Verteidiger bei ZSKA (https://en.khl.ru/players/16024/), die ihrerseits nach einer guten regulären Saison erst im Finale um den Gagarin-Cup scheiterten (https://www.nhl-tribute.de//index.php/topic,4884.msg339756.html#msg339756). Bei den Leafs hat Zaitsev gute Chancen, sofort in eines der ersten Verteidigerpaare zu rutschen, erst recht weil er Rechtsschütze ist - das sind unter Torontos Verteidigern sonst nur Connor Carrick und Frank Corrado - und die Vorliebe von Trainer Mike Babcock für die eine entsprechende Balance in jedem Paar (http://www.mlive.com/redwings/index.ssf/2014/06/red_wings_mike_babcock_values.html) bekannt ist.
Ohne den Tag vor dem Abend zu loben, glaube ich, dass wenn Zaitsev seine Leistungen aus der KHL in die NHL übertragen kann, die Leafs mit ihm und Rielly, Jake Gardiner, Martin Marincin, Carrick, Corrado sowie Scott Harrington oder eventuell Stuart Percy eine zwar insgesamt recht unerfahrene, aber doch vom Potenzial her ordentliche Gruppe an Verteidigern auf das Eis bringen kann. Babcock-Liebling Matt Hunwick darf seine Erfahrungen auch gern von der Tribüne an die jungen weitergeben.
Jared Cowen wurde auf die Waiverliste gesetzt und es wird angenommen, dass die Leafs ihn aus seinem Vertrag herauskaufen. Finde ich etwas verwunderlich. Nicht weil ich Cowen im Team haben wollte, sondern weil sein Alter und sein Vertrag dafür sorgen, dass durch seinen Buyout ein Betrag von 650k vom Cap abgezogen werden kann (http://www.tsn.ca/mondaymustread-rare-contract-cap-credit-raises-cowen-s-value-1.428314). Das klingt nicht viel, aber könnte für das richtige Team viel wert sein. Für die Leafs hätte ich das zurzeit als nicht so wichtig erachtet, aber die Verantwortlichen sehen das offenbar anders. Oder sie finden keinen GM, der (noch nicht?) verzweifelt genug ist, für den o.g. Vorteil einen Draftpick springen zu lassen.
Über den Trade von Fredrik Andersen von den Ducks zu den Leafs im Austausch gegen einen Erstrundendraftpick (#30) in diesem Jahr (ursprünglich von den Penguins im Austausch gegen Phil Kessel erworben) und ein Zweitrundendraftrecht 2017 wurde im Spielerkarussell schon berichtet. Inzwischen sind auch die genauen Vertragsdaten bekannt geworden. Über eine Laufzeit von 5 Jahren erhält Andersen 25 Mio., das entspricht dann also genau einem Caphit von 5 Mio. pro Saison.
Nach einer Nacht Schlaf kann ich sagen, dass ich mit der ganzen Angelegenheit nicht unzufrieden, aber auch nicht ganz begeistert bin. Verglichen mit dem, was andere Teams für Torhüter zum Termin des letzten Drafts abgeben mussten, sind die beiden Picks okay, wenngleich es schade ist, dass die Leafs wieder nicht zweimal in der ersten Runde draften werden. Der Caphit sieht auch okay aus - wenn man bedenkt, dass knapp 17 Torhüter (die bis auf Braden Holtby alle mindestens ein Jahr älter sind) höhere Werte haben (http://www.generalfanager.com/leagueleaders?position=G&shoots=Both&team=all), muss man ihn eigentlich durchschnittlich nennen. Fünf Jahre Vertrag sind schon eine sehr lange Zeit, allerdings wird man einen 26-jährigen RFA auch nicht mit einem Brückenvertrag abspeisen können.
Was mir weiterhin Kopfschmerzen macht, ist einfach der Fakt, dass nicht ganz klar ist, wie gut Andersen letztendlich ist. Es erscheint so, als wäre er zumindest besser (und vor allem weniger schwankend) als zuletzt Jonathan Bernier und James Reimer. Nur muss er das jetzt bitte auch noch ein paar Jahre sein, wenn er der Torhüter sein soll, mit dem man einmal in die Playoffs vorstoßen will. Diese Unsicherheit ist nicht leicht wegzuwischen. Wenn er natürlich - wie bisher - zwar unspektakuläre, aber konstante und solide Auftritte abliefert, muss ich mit der gestrigen Entscheidung des Managements nicht unzufrieden sein, eher im Gegenteil.
Jetzt bleibt nur noch zu klären, was mit Bernier geschieht. Hat noch ein Jahr Vertrag. Man könnte ihn diese Zeit über einfach halten und als Backup einsetzen. Allerdings unklar, ob er selbst das wirklich will. Andererseits sehe ich nicht so recht, wohin die Leafs ihn jetzt noch abgeben sollen. Wird vielleicht einfacher nach dem 1. Juli, wenn ein Pauschalbetrag von 2 Mio. für ihn fällig wird, sein nachfolgendes Gehalt aber nur noch 2,15 Mio. (bei einem Caphit von 4,15 Mio.) beträgt.
Eine Zusammenfassung der Draft-Woche aus Sicht der Maple Leafs, die sich die Rechte an insgesamt elf Nachwuchspieler sicherten.
Picks:
Runde 1, 1st overall: Auston Matthews (http://www.eliteprospects.com/player.php?player=199898) (C), 18 Jahre, 286 Tage, 6'2'', 216 lbs., Zürich (NLA), 2016/17: Toronto Maple Leafs
Erst zum zweiten Mal nach 1985 draften die Leafs an allererster Stelle und wählen den Spieler, der in zwei, drei Jahren zu den besten jungen Centern der Liga gehören kann. Schwierig, an dieser Position etwas falsch zu machen. Matthews muss nicht der alleinige Retter des Teams sein, vielmehr wird er Teil eines Prospect-Pools, der neben ihm bereits einige weitere vielversprechende Mitglieder hat. Steht ab Oktober im Trikot der Leafs auf dem Eis, vorher noch im World Cup unterwegs.
Runde 2, 31st overall: Yegor Korshkov (http://www.eliteprospects.com/player.php?player=176637) (RW), 19 Jahre, 255 Tage, 6'3'', 179 lbs., Yaroslavl (KHL), 2016/17: dto
Der russisch-kasachische Flügelspieler wird als Power-Forward mit ordentlichem Bandenspiel beschrieben, der aber trotzdem gut auf seinen Schlittschuhen unterwegs ist. In der mit Punkten traditionell knausrigen KHL war er nicht besonders auffälllig, hatte dafür aber eine sehr gute U20-WM in Finnland. Im Grunde kein schlechter Pick, aber Korshkov wurde bereits einmal durch den Draft gereicht, daher hätte man ihn eventuell auch etwas später haben können. Könnte AHL spielen, wird aber wohl noch in der KHL bleiben.
Runde 2, 57th overall: Carl Grundström (http://www.eliteprospects.com/player.php?player=113516) (RW), 18 Jahre, 211 Tage, 6'0'', 194 lbs., MODO (SHL), 2016/17: Frölunda (SHL)
Auch der dritte Pick hat bereits Erfahrung in einer Seniorenliga, denn Grundström hat die letzten beiden Jahre bei MODO gespielt. Sein Talent wird nicht unbedingt als das größte angesehen, aber er arbeitet gut defensiv und ist immer voll engagiert. Muss wohl noch an seinem Skating arbeiten, hat aber das Potenzial zum Two-Way-Forward in der NHL. Ein Nachteil dieser Wahl: als Färjestad-Fan fällt es mir natürlich nicht leicht, für mindestens eine weitere Saison mit Frölunda zu sympathisieren, wo Grundström ab dem Herbst spielen wird.
Runde 3, 62nd overall: Joseph Woll (http://www.eliteprospects.com/player.php?player=272227) (G), 17 Jahre, 353 Tage, 6'3'', 196 lbs., US U18 NTDP, 2016/17: Boston College (NCAA)
Dass die Leafs einen Torhüter draften würden, pfiffen die Spatzen von den Dächern Buffalos. Am Ende wurden sie vielleicht etwas überrascht, dass zu Beginn der dritten Runde die vier am höchsten gehandelten bereits vergeben waren, Woll wurde dann als der nächstbeste angesehen. Ideale Statur für einen modernen Keeper, wird ab Herbst für Boston College auf dem Eis stehen. Frederik Andersen ist - wenn die Leistung stimmt - für die nächsten vier, fünf Jahre als Nummer 1 der Leafs gesetzt, da bleibt Woll also einige Zeit zur Weiterentwicklung.
Runde 3, 72nd overall: James Greenway (http://www.eliteprospects.com/player.php?player=226438) (D), 18 Jahre, 64 Tage, 6'4'', 205 lbs., US U18 NTDP, 2016/17: Wisconsin (NCAA)
War im vergangenen Jahr der dritte Verteidiger des renommierten amerikanischen U18-Programms. Bereits mit NHL-Maßen ausgestattet, gutes Skating, auch offensiv nicht vollkommen unfähig. Ist aber er definitiv ein Kandidat, der auf dem College noch viel lernen muss, wozu ihm wohl auch die Zeit gegeben werden wird.
Runde 4, 92nd overall: Adam Brooks (http://www.eliteprospects.com/player.php?player=120202) (C), 20 Jahre, 55 Tage, 5'10'', 174 lbs., Regina (WHL), 2016/17: Toronto Marlies (AHL)?
Der Top-Scorer der vergangenen WHL-Saison ist der zweite Overager, den die Leafs auswählen. Die Jahre zuvor wegen seiner geringen Größe und geringen Punktausbeute übersehen, ist er zuletzt vor allem als Playmaker in Erscheinung getreten. Wird ab dem Herbst voraussichtlich direkt in das Farmsystem der Leafs einsteigen.
Runde 4, 101st overall, Keaton Middleton (http://www.eliteprospects.com/player.php?player=249597) (D), 18 Jahre, 140 Tage, 6'5'', 234 lbs., Saginaw (OHL), 2016/17: dto
Aus externer Sicht vollkommen unklar, was dieser Pick sollte. Ein Bär auf Schlittschuhen, der rein gar nichts offensiv zeigt. Unvorstellbar, dass niemand mit größerem Potenzial an dieser Draft-Position verfügbar war.
Runde 5, 122nd overall, Vladimir Bobylev (http://www.eliteprospects.com/player.php?player=268059) (RW), 19 Jahre, 73 Tage, 6'2'', 205 lbs., Victoria (WHL), 2016/17: dto
Auch Bobylev wurde bereits einmal im Draft übersehen, vor einem Jahr vollkommen verständlich angesichts seiner damaligen Statistiken. In der vergangenen Saison mit den überraschend starken Royals aber dann mit guten Werten, trotzdem noch nicht auf Punkt-per-Spiel-Niveau. NHL-Größe und -Statur sind gegeben, das nächste Jahr wird zeigen, ob er sich auch spielerisch diesem Level annähern kann.
Runde 6, 152nd overall, Jack Walker (http://www.eliteprospects.com/player.php?player=195217) (D/LW), 19 Jahre, 335 Tage, 5'11'', 179 lbs., Victoria (WHL), 2016/17: Orlando Solar Bears (ECHL)?
Und der vierte Overager. In Victoria Reihenpartner von Bobylev. Hat während der Saison von Verteidiger auf Flügelspieler umgeschult. Klein, aber schnell. Unwahrscheinlich, dass er in die WHL zurückkehrt, sehe ihn eher im Farmsystem der Leafs erste Pro-Erfahrung machen.
Runde 6, 179th overall, Nicolas Mattinen (http://www.eliteprospects.com/player.php?player=251744) (D), 18 Jahre, 117 Tage, 6'4'', 220 lbs., London (OHL), 2016/17: dto
Auf den ersten Blick sind nur Größe und Gewicht auffällig, sonst findet sich nicht viel zu ihm. In der Memorial-Cup-Verteidigung von London oft nur der siebte Mann, bekommt er hoffentlich im kommenden Jahr mehr Eiszeit und die Gelegenheit sich weiter zu entwickeln. Wenn jemand die Knights kennt, dann wohl Mark Hunter, daher bin ich gespannt, ob sich dann Potenzial zeigt.
Runde 7, 182nd overall, Nikolai Chebykin (http://www.eliteprospects.com/player.php?player=300931) (LW), 18 Jahre, 333 Tage, 6'3'', 209 lbs., MVD Balashikha 2 (MHL), 2016/17: dto?
Der obskure Pick zuletzt. Über Chebykin ist fast nichts zu finden, aber er passt in den diesjährigen Leafs-Draft, weil er ordentliche Größe und Gewicht mitbringt und aus Russland kommt. Nach dem Erfolg, den die Leafs zuletzt mit dem MHL-Pick Martins Dzierkals hatten, bin ich gespannt, ob er den Weg in den CHL-Import-Draft findet.
Trades:
In der Woche vor dem Draft wechselte Frederik Andersen im Tausch für den letzten Pick der ersten Runde (u.a.) von Anaheim nach Toronto. Die Torhüter-Frage der Leafs hat sich damit zwar nicht endgültig gelöst, ist aber doch längst nicht mehr so gespannt wie seit dem Abgang von James Reimer.
Außerdem kam direkt nach dem Draft Flügelspieler Kerby Rychel, ein früherer Erstrundenpick (#19, 2013), von Columbus nach Toronto. Er wurde gegen Verteidiger Scott Harrington (kam aus Pittsburgh) bzw. einen Draftpick eingetauscht. Rychel hat sich leider nicht ganz so gut entwickelt wie seine Draftposition erhoffen ließ, trotzdem verleiht er dem NHL-bereiten Pool an Nachwuchspielern eine bisher nicht vorhandene Grinder-Komponente. Ich kann nur hoffen, dass seine Karriere mit den Leafs eindruchsvoller werden als die 26 Spiele mit sieben Punkten und 101 Strafminuten, die sein Vater Warren hatte.
Nach den eigentlichen Picks das Fazit des Drafts.
Strategie:Aus den Picks lassen sich einige strategische Überlegungen des Leafs-Managements ableiten:
- Die ersten drei Selektionen haben bereits Spiel-Erfahrung in Seniorenligen, was sie gegenüber vielen ihrer Altersgenossen in Vorteil bringt. Das gilt nicht unbedingt in statistischer Hinsicht, aber allein die Tatsache, dass sie früh auf diesem Level eingesetzt wurden, zeugt von der grundsätzlich vorhandenen Qualität.
- Die vier Picks nach Matthews (Korshkov, Grundström, Woll und Greenway) brauchen nicht so schnell Verträge mit den Leafs, da sie entweder mindestens noch ein Jahr in Europa bleiben oder zu einem College-Team wechseln. Damit kommt das Team nicht in Gefahr, zuwenig Slots (gibt ja nur 50) für zuviele Spieler zu haben.
- Nachdem die Leafs im Draft 2015 verstärkt auf talentierte Spieler mit geringer Größe gesetzt haben, sind es diesmal die sonst nicht wohl gelittenen Overager, mit denen sie versuchen, sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen. Korshkov, Brooks, Bobylev und Walker (sowie auch Chebykin) wurden in ihren eigentlichen Draft-Jahrgängen (aus welchen Gründen auch immer) übergangen. Grundsätzlich ist es immer eine gute Idee, solche Marktlücken zu nutzen, ob es wirklich etwas bringt, weiß man natürlich immer erst hinterher.
- Der Prospect-Pool der Leafs ist definitiv größer und schwerer geworden. Waren im letzten Jahr nur zwei von neun Picks größer als 6'0'' (bzw. 1,84 m), sind dieses Jahr nur zwei von elf kleiner als diese Marke. Mehr als die Hälfte der 2016er Picks bringen bereits jetzt mehr als 200 lbs. (ca. 91 kg) auf die Waage, 2015 war es nur einer.
- Es gibt offensichtlich keinen Russen-Faktor, der den Draft beeinflusst hat. Drei Picks gingen an russische Spieler, von denen zwei auch zurzeit noch in Europa spielen. Nach den (relativen) Erfolgen, die das Osteuropa-Scouting und -Recruiting der Leafs zuletzt hatte (Dzierkals, Nikita Soshnikov, Nikita Zaitsev), bin ich geneigt, mir das erst einmal wohlwollend anzusehen.
- Der derzeitige Finnland-Hype ist (abgesehen von Kasperi Kapanen) bisher an den Leafs vorübergegangen.
Bewertung:Der Hauptgewinn ist natürlich Matthews, der - erst recht, wenn er sich so entwickelt wie erhofft - den Rest der Auswahl für alle Zeiten überstrahlen wird. Da ein erfolgreiches Team sich aber auch dadurch auszeichnet, dass es auch aus späteren Runden NHL-fähiges *Material* bezieht, sind die zehn weiteren Picks natürlich nicht nur als Zugabe zu verstehen.
Ganz abgesehen davon, dass das nur einen Tag später sowieso Unsinn ist, sollte ich mich als Fan von der Vorstellung zu lösen, den Draft der Leafs danach zu bewerten, ob sie Spieler auswählen, von denen ich irgendwo gelesen habe, dass sie vielversprechend sein könnten. Trotzdem erscheint mir, dass an einigen Positionen doch etwas Potenzial liegen gelassen wurde. Vor allem einen aus Physis-Gründen unterbewerteten, aber hochtalentierten Verteidiger wie
Samuel Girard,
Cam Dineen,
Frederic Allard oder auch
Victor Mete hätte ich doch lieber gesehen als die Schränke, welche tatsächlich von Toronto ausgewählt wurden.
Neben der Quasi-Garantie Matthews sehe ich mit Korshkov und Grundström mindestens zwei Spieler, die mittelfristig auf NHL-Eis stehen könnten. Entwickeln sie sich darüber hinaus zu Leistungsträgern - und sei es in den unteren Reihen - kann der Draft als erfolgreich angesehen werden.
Zitat von: le_affan am 27. Juni 2016, 02:54:51
Ich kann nur hoffen, dass seine Karriere mit den Leafs eindruchsvoller werden als die 26 Spiele mit sieben Punkten und 101 Strafminuten, die sein Vater Warren hatte.
Ich finde 101 Strafminuten in 26 Spielen durchaus eindrucksvoll :grins:
Die Leafs haben sechs ihrer neun *restricted free agents* verbindliche Vertragsangebote gemacht. Dazu gehören Torhüter Garrett Sparks, die Verteidiger Martin Marincin, Connor Carrick und Frank Corrado sowie die Forwards Peter Holland und Josh Leivo.
Sparks ist durch den Zugang Frederik Andersens auf den dritten Platz der internen Rangliste zurückgefallen (wo er momentan auch hingehört) und wird wieder vor allem für die Marlies auf dem Eis stehen. Marincin - als unauffälliger Verteidiger mit guten statistischen Werten - und Connor Carrick - als Spieler mit den meisten Punkten in den AHL-Playoffs - haben beide in der letzten Saison überzeugen können, so dass sie ihre Chance auf langfristigen Einsatz in der NHL bekommen werden. Corrado wird sich zunächst auf der Position des siebten Verteidigers wiederfinden. Nachdem Zugang von Auston Matthews (und sofern nicht Tyler Bozak doch noch abgegeben wird) ist Holland wohl auf die Position des Centers in der vierten Reihe festgelegt - oder er weicht auf die Flügel aus, wo die Konkurrenz jedoch eventuell sogar zahlreicher ist. Leivo hat in den wenigen NHL-Einsätzen, die er bisher hatte, einen guten Schuss sowie Torinstinkt gezeigt. Hoffentlich kann er zu einem Aushilfs-Scorer für die letzten beiden Reihen werden, wofür sich jedoch noch sein Körperspiel weiterentwickeln müsste.
Keine Angebote erhielten Stuart Percy, Sam Carrick und Colin Smith, die damit UFAs werden. Um Percy tut es mir Leid, der stand noch vor ein paar Monaten kurz vor dem Durchbruch im NHL-Team, wurde dann aber durch Verletzungen zurück geworfen. Sam Carrick galt lange Zeit als solides Talent, was sich durch den vergrößerten Prospect-Pool der Leafs inzwischen jedoch erledigt hat. Und Smith kam zur letzten Deadline neben einem Pick für Shawn Matthias aus Colorado zu den Marlies, wo er gute Leistungen ablieferte, während die erste Riege der Nachwuchsspieler den Einsatz in der NHL probte. Er wird gerüchteweise mit einem Wechsel in die KHL in Verbindung gebracht.
So, liebe Leafs, keine Scheiße bauen heute. Notfalls die Füße still halten und nichts unterschreiben.
Noch ist die Free-Agent-Periode ja nicht vorüber, aber eine Zusammenfassung über die Aktivitäten der Leafs scheint doch bereits angebracht.
Am Canada-Day unterschrieb Matt Martin, vormals bei den New York Islanders, einen Vierjahresvertrag über 10 Mio $. Für einen Viertreihenspieler sind 2,5 Mio. pro Jahr natürlich zu viel, selbst wenn dieser zuletzt Mitglied der sogenannten besten vierten Reihe der Liga war und die beiden (http://www.generalfanager.com/players/1299) Reihenpartner (http://www.generalfanager.com/players/1301) künftig mehr verdienen werden. Defensiv ganz brauchbar bis unterschätzt, ist Martin vor allem für seine Hits und Fights bekannt - siehe das entsprechende YouTube-Video über den *Crusher* unten. Insgesamt ist das Signing kein Riesenfehler à la David Clarkson, aber besonders smart erscheint es mir auch nicht.
Einen Tag später holten die Leafs zudem Roman Polak zurück. Der Tscheche unterschrieb für ein Jahr, über den Caphit ist noch nichts genaues bekannt. Polak hatte die Leafs zur vergangenen Tradedeadline in Richtung San Jose verlassen. Mit den Sharks erreichte er das Stanley-Cup-Finale, in dem er (zusammen mit Brenden Dillon) angesichts der Penguins-Offensive doch ziemlich überfordert wirkte. Keine Ahnung, was dieses Signing soll. Meine Mutmaßungen: Die Obsession Mike Babcocks, die Defensivduos ordentlich zwischen Links- und Rechtsschützen aufzuteilen, ist bekannt. Zudem ist der Rechtsschütze Polak mit dem System der Leafs nicht unvertraut. Einsatz hat er immer gezeigt, bei manchem gefährlichen Bandencheck schon eher zu viel davon. Wenn durch das Signing auf der rechten Seite der Verteidigung, mithin unter Polak, Nikita Zaitsev, Connor Carrick und Frank Corrado, etwas mehr Konkurrenz geschaffen wird, meinetwegen. Nur habe ich den Verdacht, dass Polak in der ganzen Angelegenheit (wie Matt Hunwick auf der linken Seite) bereits von vornherein gesetzt ist.
Außerdem bekam Verteidiger Justin Holl einen (Two-Way-)NHL-Vertrag, der ihn mit großer Wahrscheinlichkeit zu den Marlies führen wird, für die er schon in der vergangenen Saison auf dem Eis stand.
Insgesamt bin ich nicht begeistert von den Signings der Leafs, wenngleich Martin und Polak keine Katastrophen sind (werden sie erst, wenn ein gleichwertiger, jüngerer Spieler deshalb Eiszeit verliert, oder gar an andere Teams abgegeben werden muss). Nachdem Steven Stamkos (vernünftigerweise) in Tampa Bay geblieben ist, war kein Riesencoup zu erwarten. Ich hatte eher gehofft, dass sich die Leafs auf weniger bekannte Spieler (Jonathan Marchessault, Patrick Wiercioch, Matt Irwin oder Zach Redmond) konzentrieren, die das junge Aufgebot in der nächsten Saison punktuell um solides Eishockey hätten ergänzen können. Stattdessen wurde deutlich, dass im Management weiterhin zwischen den Polen Analyse und Hockey-Tradition gerungen wird und auch das Pro-Scouting noch vor allem von letzterem beeinflusst zu sein scheint.
Drei Kreuze mache ich erst, wenn Kris Russell endlich bei einem anderen Team unterschreibt. Die Gerüchte, dass er einen Vierjahresvertrag mit 4,25 Mio. $ angeboten bekommen haben soll :pillepalle:, rufen schlimme Erinnerungen an zum Beispiel das Angebot an Dave Bolland zurück. Ein Fehler, vor dem die Leafs damals von den Panthers bewahrt wurden - das wird dieses Jahr nicht passieren.
https://www.youtube.com/watch?v=PWu2q3OVtNA
Kleines Zwischenupdate, es wurde auch bereits im Spielerkarussell vermeldet: Jonathan Bernier wurde für einen (nicht weiter benannten) Draftpick im nächsten Sommer an die Anaheim Ducks verscherbelt. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann wurde dieser Transfer bereits zusammen mit dem Wechsel von Frederik Andersen vereinbart, allerdings haben die Leafs noch den am 1. Juli fällig gewordenen Bonus von 2 Mio. $ bezahlt, damit die chronisch klammen Ducks das nicht tun müssen. Bin nie richtig warm geworden mit Bernier und auch in den Augen Mike Babcocks hatte er durch seine Leistungen im vergangenen Herbst jegliche Vorschusslorbeeren verspielt. In Kalifornien ist er jetzt wieder mit dem Mann vereint, der ihn damals zu den Leafs holte: Dave Nonis.
Damit stehen die Leafs ohne Backup da. General Manager Lou Lamoriello hat jedoch angekündigt, dass bis zum Trainingscamp ein erfahrener Torwart für diese Rolle verpflichtet würde, damit sich die Nachwuchskeeper Garret Sparks und Antoine Bibeau weiter auf die AHL konzentrieren können. Wenn nicht noch ein Trade passieren soll, sehe ich von den in Frage kommenden Spielern (http://www.generalfanager.com/freeagents?expiryyear=2016&position=G&shoots=Both&team=all&UFA=1) einzig Jhonas Enroth als passende Alternative.
Sonst ist inzwischen auch das Rookiecamp gelaufen. Bis auf die ersten Wechsel von Auston Matthews im Leafs-Trikot allerdings ohne besondere Vorkommnisse.
Drei Spieler haben sich für den Prozess der Salary Arbitration entschieden: es sind die Verteidiger Frank Corrado und Martin Marincin sowie Center Peter Holland. Bis zur ersten Anhörung ist allerdings noch zwei Wochen Zeit, so dass jeweils auch vorher noch eine Einigung erzielt werden könnte.
Vor Urlaubsreise/Scoutingtrip nach Schweden noch ein Update der letzten Verträge mit Beteiligung der Maple Leafs:
Allgemeines Aufatmen als
Auston Matthews letzten Donnerstag seinen Einstiegsvertrag (http://www.generalfanager.com/players/2343) unterzeichnete. Dabei war die vorhergehende Unruhe - aufgrund vergangener Vertragsverhandlungen mit Devils-Prospects wurde gemutmaßt, GM
Lou Lamoriello wolle verhindern, dass mit Matthews die üblichen Bonus-Zahlungen vereinbart würden - offensichtlich nur ein nicht stattgefundener Sturm im Wasserglas. Jetzt ist alles in Ordnung, die Fans sind beruhigt, Matthews hat die Aussicht auf Boni, sein Exil in der KHL wurde erst einmal um drei Jahre heraus gezögert. :grins:
Weitere Signings:
- Nachwuchshoffnung im Tor Garret Sparks hat einen neuen Ein-Jahres-Vertrag (http://www.generalfanager.com/players/59) erhalten. Ich sehe ihn auch in der nächsten Saison als Top-Torhüter der Marlies, mit eventuell ein paar verletzungsbedingten Einsätzen bei den Großen.
- Josh Leivo, der schon die letzten beiden Spielzeiten vor dem Durchbruch ins NHL-Team stand, hat einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag ohne separates AHL-Gehalt (http://www.generalfanager.com/players/34) unterschrieben. Leivo muss jetzt die Trainer überzeugen, dass er Top-12-Fähigkeiten hat, sonst ist er wahrscheinlich noch vor der Saison weg, sei es per Trade oder (eher das) über die Waiverliste.
- Connor Carrick, der Verteidiger, der zur Deadline aus Washington kam, hat ebenfalls einen Zwei-Jahres/One-Way-Vertrag (http://www.generalfanager.com/players/1925) erhalten. Nach guten Leistungen für die Leafs und als Top-Scorer der AHL-Playoffs wird er sicher die Möglichkeit bekommen, sich unter die ersten sechs Verteidiger zu spielen.
- Wie bereits vermutet, haben Peter Holland und Frank Corrado die Zeit vor ihren Gehaltsverhandlungen/-anhörungen genutzt und sich mit den Leafs auf neue Ein-Jahres- (http://www.generalfanager.com/players/24)Verträge (http://www.generalfanager.com/players/1858) geeinigt. Die beiden lebenslangen Fans der Leafs haben so also noch jeweils eine weitere Saison das Glück, für das Team ihrer Kindheit zu spielen. Wenn Holland aber nicht irgendwie herausragt, kann ich mir gut vorstellen, dass es seine letzte sein wird - es drängen einfach zu viele Kandidaten nach. Als rechts schießender Verteidiger hat Corrado da einen strategischen Vorteil, den er aber auch erst einmal mit den entsprechenden Leistungen untermauern muss.
Von den RFAs fehlt jetzt nur noch
Martin Marincin, aber auch seine Anhörung ist erst für die nächste Woche geplant, so dass ein Vertragsabschluss vorher wahrscheinlich ist. Außerdem ist weiterhin kein Backup mit nennenswerter NHL-Erfahrung vorhanden, wiewohl sich die Gerüchte (http://bloggar.expressen.se/mrmadhawk/2016/07/24/vm-guldmalvakten-nara-ny-klubb/) um die Verpflichtung
Jhonas Enroths verdichten. Offiziell ist allerdings noch nichts.
Enroth wird auch sehr stark mit LA in Verbindung gebracht.
Zitat von: clemoobe am 26. Juli 2016, 23:29:03
Enroth wird auch sehr stark mit LA in Verbindung gebracht.
Naja, die haben nicht umsonst Zatkoff geholt, von daher glaube ich nicht, dass Enroth zu den Kings zurückkehren wird!
Enroth hat jetzt auch unterschrieben. 1 Jahr.
Die Leafs haben noch einige Entscheidungen zu treffen, aber das Aufgebot nach einem insgesamt recht ereignisarmen Trainingscamp sieht folgendermaßen aus
Tor:
Frederik Andersen (#31), Jhonas Enroth (#35)
Alles neu und skandinavisch im Tor. Andersen musste nach einer Verletzung in der Olympia-Qualifikation seine Teilnahme am World Cup absagen und hat in den wenigen Pre-Season-Spielen, die ich gesehen habe, noch nicht überzeugt. Enroth kann der benötigte verlässliche Backup werden, wenn er seine bisherigen Leistungen bestätigt.
Abwehr:
Matt Hunwick (#2), Connor Carrick (#8), Frank Corrado (#20), Nikita Zaitsev (#22), Morgan Rielly (#44), Roman Polak (#46), Jake Gardiner (#51), Martin Marincin (#52)
Die Leafs gehen mit acht Verteidigern in die Saison, von denen Zaitsev der einzige echte Neuling ist. Bin gespannt, ob er den anvisierten Sprung in die ersten vier schafft - die bisherigen Leistungen im World Cup und in den Vorbereitungsspielen lassen mich positives vermuten. Rielly wird die meisten Minuten bekommen, Corrado und Polak sehe ich fürs erste auf der Tribüne.
Angriff:
Zach Hyman (#11), Connor Brown (#12), Matt Martin (#15), Mitch Marner (#16), Milan Michalek (#18), James van Riemsdyk (#21), Peter Holland (#24), William Nylander (#29), Josh Leivo (#32), Auston Matthews (#34), Tyler Bozak (#42), Nazem Kadri (#43), Leo Komarov (#47)
Im Angriff gibt es fünf Spieler, die nicht nur Rookies sind, sondern von denen auch einiges zu erwarten ist. Matthews beginnt auf der Center-Depth-Chart hinter Kadri und Bozak, wird sich aber sicher vorarbeiten. Nylander erst einmal auf dem Flügel, hat in der Pre-Season oft mit Matthews gespielt. Marner wird im Pro-Team bleiben und nicht mehr in die OHL zurückkehren, die World Juniors sind ein anderes Thema. Hyman ist der neue, beizeiten etwas unverständliche Favorit von Coach Mike Babcock. Um Brown und Leivo im Team zu halten, wurden die Veteranen Brooks Laich und Colin Greening auf die Waiverliste gesetzt, was den Anspruch des Teams, so viel vie möglich auf Jugend zu setzen, noch einmal unterstreicht. Von den vielen Callups im Frühling wurde einzig Nikita Soshnikov (wiewohl zurzeit auch verletzt) wieder zu den Marlies geschickt. Brandon Prust hat nach dem Ende seines Tryouts zum Glück keinen regulären Vertrag bekommen, trainiert aber weiter mit dem Team, warum auch immer.
Langzeitverletzt:
Nathan Horton, Stephane Robidas, Joffrey Lupul
Alle drei Spieler werden in der kommenden Saison mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht für die Leafs auf dem Eis stehen. Zusammen bringen sie fast 14 Mio. $ Capspace auf die Gehälterwaage.
Was sind die Erwartungen an die kommende Saison? Zwischen erneut letzter Platz der Liga und überraschender Playoffteilnahme oszillieren die Vorhersagen. Naturgemäß sehe ich die Leafs irgendwo dazwischen. Sie sollten in jedem Spiel eine Chance haben, auch weil sich das zur Verfügung stehende Talentlevel erhöht hat. Wenn die Torhüterleistung so viel besser ist, wie es erhofft wird, wenn Zaitsev die Abwehr stabilisieren kann und Rielly sich weiter zum Top-Verteidiger entwickelt und wenn die jungen Forwards einschlagen, dann ist eine Teilnahme am Kampf um die Playoffplätze drin. Einen solchen zu erreichen ist aber schwer - gegenüber der letzten Saison müsste man sich dann um mehr als zwanzig Punkte verbessern. Das ist nicht ohne Präzedenz, aber sehr unwahrscheinlich. Ich sehe die Leafs im nächsten Juni eher wieder mit einem Top-10-Draftpick und einem halben Dutzend großer Talente mit erster NHL-Erfahrung.
Wird Lupul die ganze Saison verletzungsbedingt fehlen?
Zitat von: Decki am 11. Oktober 2016, 16:50:16
Wird Lupul die ganze Saison verletzungsbedingt fehlen?
zumindest was die nahe zukunft angeht, ja ... wird wohl eher so in richtung nathan horton gehen, wobei bei lupul sogar noch hoffnung besteht, dass er wieder mal "fit" wird, aber dann dürfte er ja keinen platz im lineup der leafs haben
Zitat von: Decki am 11. Oktober 2016, 16:50:16
Wird Lupul die ganze Saison verletzungsbedingt fehlen?
Ich wäre sehr überrascht, ihn überhaupt noch einmal im Trikot der Leafs zu sehen.
Auch die Leafs haben angesichts der prall gefüllten Waiverliste zugegriffen: Seth Griffith wechselt von den Bruins nach Toronto. Griffith (23) ist ein ehemaliger London Knight (da greift mal wieder die Mark-Hunter-Connection), der in den letzten Jahren ordentlich viel Punkte in der AHL gesammelt hat, zuletzt war er zweitbester Scorer der Liga. Wie viel er von diesen Fähigkeiten in die NHL bringen kann, wird sicher interessant. Um im Startaufgebot Platz für ihn zu schaffen, wird der zurzeit verletzte Josh Leivo die Saison auf der Verletztenliste beginnen. Brooks Laich wird - nachdem ihn kein anderes Team von der Waiverliste erlöst hat - für die Marlies auflaufen, Brandon Prust wurde endgültig der Laufpass gegeben.
Damit sieht die Liste der Spieler, mit denen die Leafs die Saison ihres100-jähriges Bestehens als Franchise beginnen, so aus:
(https://pbs.twimg.com/media/CuhLgGHWAAAUIYe.jpg)
Wie nach dem Abgang Dion Phaneufs eingeführt, wird weiterhin kein Spieler ein *C* auf der Brust tragen. Stattdessen wechseln sich Morgan Rielly, Tyler Bozak, Matt Hunwick und Leo Komarov als Ersatzkapitäne ab.