KHL

Begonnen von SKA, 14. Mai 2009, 11:48:39

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parise

Zitat von: Sabres90 am 07. März 2022, 09:17:05Ein finnischer Topspieler nach dem anderen verlässt quasi über die Nacht die Playoffs, die KHL und wohl auch Russland :ee: ! Ganz schwer hat es Ufa getroffen, wo mit Granlund, Manninen, Hartikainen und Metsola eigentlich die Kronjuwelen das Team verlassen haben. Aber auch ein Ville Pokka aus Omsk oder Harri Sateri haben ihre Teams verlassen.
Allerdings verlassen aus den aktuellen bekannten Umständen auch andere Spieler umgehend die KHL - so z.B. das schwedische Duo Wallmark/Nordström von CSKA, US Boy Dan Sexton (Nizhnekamsk) oder der Däne Philip Larsen (Ufa).

gibts da irgendwie infos, wie viel diese top-legios gekostet haben?

Sabres90

Ein finnischer Topspieler nach dem anderen verlässt quasi über die Nacht die Playoffs, die KHL und wohl auch Russland :ee: ! Ganz schwer hat es Ufa getroffen, wo mit Granlund, Manninen, Hartikainen und Metsola eigentlich die Kronjuwelen das Team verlassen haben. Aber auch ein Ville Pokka aus Omsk oder Harri Sateri haben ihre Teams verlassen.
Allerdings verlassen aus den aktuellen bekannten Umständen auch andere Spieler umgehend die KHL - so z.B. das schwedische Duo Wallmark/Nordström von CSKA, US Boy Dan Sexton (Nizhnekamsk) oder der Däne Philip Larsen (Ufa).
:huldigung:#2 Duncan Keith ... #34 Miikka Kiprusoff :huldigung:

parise

https://torontosun.com/sports/traikos-chls-proposed-ban-of-russian-players-could-have-ripple-effect-on-the-nhl?utm_medium=Social&utm_source=Facebook&fbclid=IwAR2GBz9NtWQ-qvBmIHftKhAEMjtnjySgzJjx1W-n9Hu8AEaB3LqAWSuP4rc#Echobox=1646263120

genau was ich vermutet hatte ... und ich behaupte mal, es wird schwieriger werden, direkt aus russland rüber zu wechseln, als wenn man bereits junior-hockey in nordamerika spielt ... ja natürlich gibts immer wieder die eine oder andere ausnahme, dennoch halte ich für die europäer den weg über CHL oder eben nordamerikanischen unterbau den mit abstand sinnvollsten

Sabres90

Zitat von: parise am 04. März 2022, 14:01:55der meinung bin ich grundsätzlich auch, aber ich warte dennoch erstmal ab, wie sich der ganze konflikt noch entwickelt - rein von der qualität her wär michkov natürlich die klare #2, gar keine frage  :up:

Für mich nicht, denn rein von der Qualität sehe ich Michkov durchaus auch an #1... :zwinker: ! Aber da Bedard mit Sicherheit den Homeboy Bonus bekommt, wird es für Michkov "nur" für die 2 reichen!
:huldigung:#2 Duncan Keith ... #34 Miikka Kiprusoff :huldigung:

True-Blue

Zitat von: OA-AO am 04. März 2022, 17:38:06Ja, weil Panarin halt auch immer "das Richtige" sagt. :popcorn: Das ist die Definition von politischem Druck. Apropos, ist dir aufgefallen, dass von allen Russen in der NHL nur Panarin immer wieder Kritik geäußert hat?
Und ist dir aufgefallen, dass Panarin bei den Rangers nicht der einzige Russe ist? :lachen:  Ich sprach aber ganz bewusst von allen... :popcorn:
Und dass Panarin der einzige ist der kritisiert (ob es so ist kann ich nicht seriös sagen, weil ich nicht alle Russen in der NHL verfolge) könnte auch daran liegen, dass er mehr Mumm hat wie manch anderer. Außerdem hat möglicherweise das, was Panarin letztes Jahr passiert ist, auch abschreckend auf andere gewirkt haben...

OA-AO

Zitat von: True-Blue am 04. März 2022, 17:20:48Da kommts halt auch auf die Spieler an! Ich kann jetzt nur für die Rangers sprechen: Dort ist noch kein einziges mal Kritik an den russischen Spielern im Team aufgekommen. Ich würde daher nicht sagen, dass jetzt "sogar Ovechkin kritisiert wird" sondern dass eben "gerade Ovechkin kritisiert wird" aufgrund seiner Aussagen und Handlungen. Russischer Spieler ist halt nicht gleich russischer Spieler...

Ja, weil Panarin halt auch immer "das Richtige" sagt. :popcorn: Das ist die Definition von politischem Druck. Apropos, ist dir aufgefallen, dass von allen Russen in der NHL nur Panarin immer wieder Kritik geäußert hat?

ZitatWas nützt dir ein Export-Embargo, wenn ein Spieler wirklich in der NHL spielen will und deshalb nach Nordamerika "flüchtet"? Du könntest den als letztes Mittel einsperren, um das zu verhindern. Das wars dann aber auch. Was sollte den Spieler sonst hindern, in der NHL zu spielen? Verbote werden das nicht verhindern. das sind die "praktischen" Probleme gravierender. So wird es halt sehr viel schwieriger für die russsischen Spieler, sich zu empfehlen, weil vermutlich auch das gesamte Scoutingsystem eingeschränkt sein wird.
Die größte Keule wäre halt (wenn man den politischen Wille wirklich unbedingt durchsetzen will), wenn Russland den Spielern im Falle eines Drafts durch ein NHL-Team mit Repressalien droht. Ist ja im heutigen Russland wahrlich nicht auszuschließen...

Ja klar, aber dann wären wir halt eben tatsächlich wieder back to the 80's (mit Fedorov, Fetisov, Mogilny & Co.). Sowas muss man erst organisieren (die waren doch im Ausland, als sie flohen, wenn sie aber erst gar nicht ins Ausland dürfen? :gruebel:  :schaem:). Bei diesen Fluchtepisoden spielte aber auch stark das politische Umfeld eine Rolle: man meinte, dass man von totaler Unfreiheit zur totalen Freiheit floh. Wenn das aber im jetzigen politischen Klima nur eine Flucht in eine "etwas anders geartete Unfreiheit" (-> politischer Druck) ist? Ouh, könnte spannend werden, das Ganze... :popcorn: Davor hat's aber die Sowjetunion auch irgendwie geschafft, so Leute wie Kharlamov oder Tretyak zu halten, obwohl sie ihrerzeit auch lohnende Angebote aus der NHL erhielten. Also ja, Vieles, sehr Vieles denkbar hier... :popcorn:
An Saschok lass ich nichts kommen...

True-Blue

Zitat von: OA-AO am 04. März 2022, 17:02:33Wer möchte denn bitte dahin gehen, wo ständiger politischer Druck auf ihn ausgeübt werden wird?
Da kommts halt auch auf die Spieler an! Ich kann jetzt nur für die Rangers sprechen: Dort ist noch kein einziges mal Kritik an den russischen Spielern im Team aufgekommen. Ich würde daher nicht sagen, dass jetzt "sogar Ovechkin kritisiert wird" sondern dass eben "gerade Ovechkin kritisiert wird" aufgrund seiner Aussagen und Handlungen. Russischer Spieler ist halt nicht gleich russischer Spieler...

ZitatUnd dann wären auch Tür und Tor für alle möglichen Neu-Regelungen geöffnet, inklusive des erwähnten "Export-Embargos". Wo (politischer) Wille ist, wird man auch einen Weg finden.
Was nützt dir ein Export-Embargo, wenn ein Spieler wirklich in der NHL spielen will und deshalb nach Nordamerika "flüchtet"? Du könntest den als letztes Mittel einsperren, um das zu verhindern. Das wars dann aber auch. Was sollte den Spieler sonst hindern, in der NHL zu spielen? Verbote werden das nicht verhindern. das sind die "praktischen" Probleme gravierender. So wird es halt sehr viel schwieriger für die russsischen Spieler, sich zu empfehlen, weil vermutlich auch das gesamte Scoutingsystem eingeschränkt sein wird.
Die größte Keule wäre halt (wenn man den politischen Wille wirklich unbedingt durchsetzen will), wenn Russland den Spielern im Falle eines Drafts durch ein NHL-Team mit Repressalien droht. Ist ja im heutigen Russland wahrlich nicht auszuschließen...

OA-AO

Zitat von: True-Blue am 04. März 2022, 12:25:50Du übersiehst dabei aber, dass Russland ein "Export-Embargo" rein gar nichts bringt. Is ja toll wenn sie dann wieder eine "rote Maschine" haben, blöd nur dass niemand außerhalb Russlands gegen sie spielen wird...

Das wird man doch jetzt schon nicht, bei den ganzen Ausschlussverfahren. :gruebel: Aber vielleicht werden mal wieder so Ausnahmsturniere wie die Summit oder die Super Series möglich? :popcorn: :heart: 

ZitatUnd die Spieler selbst werden davon auch nicht begeistert sein. Bei allem Nationalstolz geht es auch bei Ovi und Co. um harte Dollar (und nicht um wertlose Rubel). Wenn dann die Spieler wollen und die NHL sie spielen lässt, wie will Russland das verhindern? Sie international sperren lassen? Da muss die IIHF und die NHL erstmal mitmachen. Wenn russische Spieler in der NHL spielen wollen, dann werden sie das auch können wenn die NHL das zulässt. Da ist das Flugverbot von und nach Russland momentan das größere Problem für die Spieler...

Das wird man eben Alles sehen müssen :popcorn:, es spielen eben nicht nur harte Dollar (übrigens auch stark inflationär gerade), sondern auch Sachen wie psychologische Barrieren eine Rolle. Wer möchte denn bitte dahin gehen, wo ständiger politischer Druck auf ihn ausgeübt werden wird? Das "kompensiert" so einigen Zusatzverdienst, zumindest für Manche. Bei Anderen könnte auch der Nationalstolz überwiegen, wer weiß. Oder eine Kombo dieser Faktoren. Und international gesperrt sind die ja eh' schon, zumindest teilweise. Wenn die IIHF grundsätzlich keine Sbornaya zulässt, könnte sich ja auch gleich eine ebenso grundsätzliche Frage der Mitgliedschaft stellen. :gruebel: Warum "Mitglied" in einer Organisation sein, wo man eh' nirgendwo auftreten kann? :confused: Ist doch eine berechtigte Frage. Dann könnte man in Richtung einer Komplett-Abkopplung der KHL von der IIHF arbeiten, nach NHL-Vorlage. Und dann wären auch Tür und Tor für alle möglichen Neu-Regelungen geöffnet, inklusive des erwähnten "Export-Embargos". Wo (politischer) Wille ist, wird man auch einen Weg finden.
An Saschok lass ich nichts kommen...

parise

Zitat von: Decki am 04. März 2022, 13:44:08Sollte Michkov nicht an zwei hinter Bedard gehen im Draft dann verstehe ich den GM nicht der dann picken wird.

der meinung bin ich grundsätzlich auch, aber ich warte dennoch erstmal ab, wie sich der ganze konflikt noch entwickelt - rein von der qualität her wär michkov natürlich die klare #2, gar keine frage  :up:

The Captain

Wer Pro Putler ist, kann gerne in seine Heimat zurückkehren und dort spielen.

Decki

Zitat von: parise am 04. März 2022, 11:37:46der weg für junge spieler wird definitiv schwerer - wobei man hier sicherlich auch wieder differenzieren muss und abwarten sollte, wie die CHL darauf reagieren wird ... lässt man zukünftig im import draft gänzlich die finger von RUS/BLR? wenn nicht, dann sehe ich da schon noch durchaus wege, wie russische kids auch weiterhin ihre entwicklung in kanada/den usa vorantreiben ... aber bei so spielern, die heuer oder 2023 zum draft bereitsehen (zB michkov) - hmmmm, ich weiß nicht, ob das ganze szenario einige teams abschreckt - wie saubermannovichi schon im draft-thread geschrieben hat - womöglich rutschen die weiter nach hinten, aber komplett vom radar werden die nicht verschwinden, vor allem nicht die hi-caliber ones ...


Sollte Michkov nicht an zwei hinter Bedard gehen im Draft dann verstehe ich den GM nicht der dann picken wird.
Moves like Jagr

True-Blue

Zitat von: OA-AO am 04. März 2022, 11:29:13Eine weitere Facette dieses totalen Sport-Embargos gegen Russland und seiner möglichen Reaktionen darauf wurde hier übrigens übersehen. :gruebel:  Ich gehe zwar davon aus, dass es nicht allzu viele russische NHLer geben wird, die jetzt gleich in die Heimat zurückkehren (obwohl auch das in manchen Fällen nicht auszuschließen ist, denn manche Spieler könnten ob des komplett verrückten politischen Drucks einfach entnervt aufgeben und "fliehen"), aber künftig könnte die KHL z.B. mit einer Art "Export-Embargo" ihrer Spieler in die NHL reagieren. D.h. Russland könnte durch diese ganze Krise tatsächlich zum einzig verbliebenen Land auf dem europäischen Kontinent werden, das seine größten Talente vollauf behält. Paradox, was? :confused: :popcorn: Es wird auch sicherlich auch so schon so einige Spieler, die jetzt heranwachsen, noch stärker von einem Sprung über den Teich abschrecken, wenn sie sehen, dass selbst so verdiente "lebende Legenden" wie Ovi in den (sozialen) Medien fertiggemacht werden. Wenn der Westen es also mit dieser neuen Version des "Eisernen Vorhangs" tatsächlich ernstmeint, könnte es auch im Umkehrschluss bedeuten, dass wir die letzte Generation russischer NHLer erleben... Und daraufhin ein komplettes Revival der legendären "Roten Maschine", die ja auch ganz ohne NHLer auskam... :devil: 
Du übersiehst dabei aber, dass Russland ein "Export-Embargo" rein gar nichts bringt. Is ja toll wenn sie dann wieder eine "rote Maschine" haben, blöd nur dass niemand außerhalb Russlands gegen sie spielen wird...
Und die Spieler selbst werden davon auch nicht begeistert sein. Bei allem Nationalstolz geht es auch bei Ovi und Co. um harte Dollar (und nicht um wertlose Rubel). Wenn dann die Spieler wollen und die NHL sie spielen lässt, wie will Russland das verhindern? Sie international sperren lassen? Da muss die IIHF und die NHL erstmal mitmachen. Wenn russische Spieler in der NHL spielen wollen, dann werden sie das auch können wenn die NHL das zulässt. Da ist das Flugverbot von und nach Russland momentan das größere Problem für die Spieler...

parise

der weg für junge spieler wird definitiv schwerer - wobei man hier sicherlich auch wieder differenzieren muss und abwarten sollte, wie die CHL darauf reagieren wird ... lässt man zukünftig im import draft gänzlich die finger von RUS/BLR? wenn nicht, dann sehe ich da schon noch durchaus wege, wie russische kids auch weiterhin ihre entwicklung in kanada/den usa vorantreiben ... aber bei so spielern, die heuer oder 2023 zum draft bereitsehen (zB michkov) - hmmmm, ich weiß nicht, ob das ganze szenario einige teams abschreckt - wie saubermannovichi schon im draft-thread geschrieben hat - womöglich rutschen die weiter nach hinten, aber komplett vom radar werden die nicht verschwinden, vor allem nicht die hi-caliber ones ...

spinnt man das ganze "wir isolieren die sportler mal" weiter - die spieler fehlen bei den WJCs, beim hlinka etc etc ... allen vergleichskämpfen, die für scouts und deren bewertung eben so wichtig - wird sehr spannend sich diese entwicklung über die nächsten, sagen wir mal, 5 jahre anzusehen - ich persönlich glaube schon, dass das interesse an spielern aus russland, tendenziell abnehmen wird - und das halte ich nicht für gut, denn die sportler können am ende nix dafür - außer sie äußern sich öffentlich pro-putinistisch und befürworten seine vorgehensweise - dann wärs natürlich wieder was anderes (für mich)

OA-AO

Eine weitere Facette dieses totalen Sport-Embargos gegen Russland und seiner möglichen Reaktionen darauf wurde hier übrigens übersehen. :gruebel:  Ich gehe zwar davon aus, dass es nicht allzu viele russische NHLer geben wird, die jetzt gleich in die Heimat zurückkehren (obwohl auch das in manchen Fällen nicht auszuschließen ist, denn manche Spieler könnten ob des komplett verrückten politischen Drucks einfach entnervt aufgeben und "fliehen"), aber künftig könnte die KHL z.B. mit einer Art "Export-Embargo" ihrer Spieler in die NHL reagieren. D.h. Russland könnte durch diese ganze Krise tatsächlich zum einzig verbliebenen Land auf dem europäischen Kontinent werden, das seine größten Talente vollauf behält. Paradox, was? :confused: :popcorn: Es wird auch sicherlich auch so schon so einige Spieler, die jetzt heranwachsen, noch stärker von einem Sprung über den Teich abschrecken, wenn sie sehen, dass selbst so verdiente "lebende Legenden" wie Ovi in den (sozialen) Medien fertiggemacht werden. Wenn der Westen es also mit dieser neuen Version des "Eisernen Vorhangs" tatsächlich ernstmeint, könnte es auch im Umkehrschluss bedeuten, dass wir die letzte Generation russischer NHLer erleben... Und daraufhin ein komplettes Revival der legendären "Roten Maschine", die ja auch ganz ohne NHLer auskam... :devil: 
An Saschok lass ich nichts kommen...

boixos

#2326
Hier noch ein, wie ich finde interessanter Artikel von NZZ

https://www.nzz.ch/sport/wladimir-putins-kartell-der-macht-fusst-auf-dem-sport-ld.1672573

Die Sportfreunde aus St. Petersburg: Wladimir Putins Kartell der Macht fusst auf dem Sport
Der Aufstieg Wladimir Putins begann in einem Judo-Trainingsraum in St. Petersburg – die Beziehungen, die er dort als Jugendlicher knüpfte, halten bis heute. Im Mittelpunkt stehen die Rotenberg-Brüder.

Daniel Germann


Die Geschichte nimmt ihren Anfang im Jahr 1963 in Anatoli Rachlins Sambo Club in der Stadt St. Petersburg, die damals noch Leningrad hiess. Auf den Matten des Kampfsportklubs begegneten sich Wladimir Putin und Arkadi Rotenberg zum ersten Mal. Putin war da elf Jahre alt, Rotenberg ein Jahr älter. Schon da war klar: Die beiden verband eine gemeinsame Leidenschaft – die Leidenschaft zu gewinnen, die Leidenschaft, gross zu werden, die Leidenschaft, Geschichte zu schreiben.



Im November 2019 kehrte Putin noch einmal für eine kurze Visite in einen der ältesten russischen Sportklubs zurück. Die staatliche Nachrichtenagentur Tass belegte den Besuch mit einem Bild, das den russischen Staatspräsidenten inmitten jugendlicher Kampfsportler zeigt. In einer väterlich-fürsorglichen Geste legt er den jungen Kämpfern in ihren weissen Trainingsanzügen die Arme um die Schultern.

Sambo ist eine Kampfsportart, die ihre Wurzeln im japanischen Judo und Jiu-Jitsu hat. Basierend auf diesen alten Verteidigungskünsten entwickelte die sowjetische Armee ab den 1920er Jahren eine Ausbildung, in der die traditionellen Techniken mit dem Nahkampf verschmelzen. Für den jungen Wladimir Putin sollte das strenge, disziplinierte Training zur Lebensschule werden. Als er in jenen Novembertagen 2019 in den Sportklub zurückkehrte, lobte er seinen ersten Förderer Rachlin gemäss Tass als einen «herausragenden Trainer und einen Mann von grosser Weisheit», dessen Erfahrung ihm auf seinem Weg sehr geholfen habe.

Während seiner ersten Wahlkampagne im Jahr 2000 sagte Putin in einem langen Interview, das später in das biographische Buch «First Person» einfloss: «Judo ist nicht nur ein Sport. Es ist eine Philosophie. Sie lehrt dich Respekt vor älteren und jüngeren Gegnern. Es ist nichts für Schwächlinge. Du trittst auf die Matte, verbeugst dich und folgst einem Ritual.»

Doch in Rachlins Sambo Club lernte Putin nicht nur Disziplin, er knüpfte auch die Verbindungen, die seine politische Karriere bis heute prägen. Zu Arkadi Rotenberg, seinem ersten Sparringpartner, zu dessen sechs Jahre jüngerem Bruder Boris Rotenberg und zu Gennadi Timtschenko, der später als Finanzierer zum Trio stiess und die St. Petersburger Sportfreunde komplettierte. Sie alle gehören heute zu den reichsten und mächtigsten Männern der Welt und bilden ein Kartell, auf dem der Aufstieg und die Macht Wladimir Putins fussen.

Man muss diese Wurzeln kennen, um Putins Leidenschaft und Nähe zum Sport zu verstehen. Der Sport und die Erfolge, die die Russen auf dieser Bühne immer wieder feiern, sind für ihn ein Mittel der politischen Propaganda. Er stiftet Selbstbewusstsein und Nationalstolz. Doch mehr noch baute Putin auf den Freundschaften, die er im Sport knüpfte, das Netzwerk auf, das ihn heute zu einem der mächtigsten Menschen der Welt machte und ihn stützt.


Plötzlich reich
Die Wege der jungen Kampfsportler trennten sich früh. Putin ging zum Geheimdienst KGB und begann dort seinen Aufstieg in Richtung Politik. Arkadi Rotenberg zog es in den Sport. Er schrieb sich in der St. Petersburger Lesgaft University für physische Ausbildung, Sport und Gesundheit ein. Nach dem Abschluss 1978 verdiente er sein erstes Geld als Judotrainer. Dann versuchte er sich gemeinsam mit Wasili Schestakow, einem anderen ehemaligen Schüler aus dem Sambo Club, als Organisator von Sportveranstaltungen.

Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, wohin Rotenberg das Schicksal noch führen würde. Schestakow sagte dem Magazin «The New Yorker» 2017: «Wir hatten unser Leben lang im Sport gearbeitet. Und dann, von einem Tag auf den andern, waren da Glasnost (Öffnung), Perestroika (Umgestaltung) und Business, all diese Wörter, die uns bisher fremd waren. Keiner von uns hatte bis zu diesem Zeitpunkt eine Ahnung davon, wie man Geschäfte macht.»

Die Zäsur, die Michail Gorbatschow, der damalige Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, einleitete und die Anfang der 1990er Jahre zum Zusammenbruch der Sowjetunion führte, überforderte nicht nur die jungen Sport-Enthusiasten, sondern ein ganzes Land. Aus dem Chaos des Moments entstand die Klasse der Oligarchen, die durch die Privatisierung von Staatsunternehmen über Nacht reich wurden.

Die wenigsten von ihnen hatten mit einem solchen Aufstieg gerechnet. Boris Rotenberg zog mit seiner Ehefrau Irina nach Finnland. Die beiden sind geschieden. Irina, die mittlerweile den Namen Irene Lambert trägt, sagte dem «New Yorker»: «Wo wären wir heute, wenn die Sowjetunion nicht kollabiert wäre? Arkadi würde wahrscheinlich irgendeine Sportorganisation leiten, und Boris wäre ein erfolgreicher Trainer.»

Stattdessen sind sie nun die stillen Freunde, die Putin im Hintergrund den Rücken decken und ihm zu Hilfe eilen, wann immer er Unterstützung braucht. Die Freundschaften aus den Jugendjahren rissen nie. Solange sie noch in St. Petersburg lebten, trafen sie sich mit anderen ehemaligen Kampfsportschülern zu regelmässigen Trainings. Der 2013 verstorbene Anatoli Rachlin sagte der Regierungszeitung «Iswestija» in einem seiner letzten Interviews: «Sie waren Jugendfreunde, und Putin hat diese Kameradschaft auch später stets bewahrt. Er arbeitete nicht mit diesen St. Petersburger Jungs zusammen, weil sie schöne Augen hatten, sondern weil sie ihm zuvor bewiesen hatten, dass er ihnen vertrauen kann.»

In der Biografie «First Person» sagte Putin: «Ich habe eine Menge Freunde, aber nur wenige Menschen sind mir wirklich eng. Sie haben sich nie von mir distanziert, sie haben mich nie betrogen, und ich habe auch sie nie hintergangen. Für mich ist es das, was am meisten zählt.»

Arkadi Rotenberg belohnte er für diese Loyalität nach der Annexion der Krim, indem er ihm den Bau der 19 Kilometer langen Brücke übertrug, die die Halbinsel seit 2018 mit dem russischen Festland verbindet. Rotenberg erhielt den Zuschlag für das 9 Milliarden Dollar teure Bauwerk, ohne dass der Auftrag jemals ausgeschrieben worden wäre.

Zusammen mit seinem Bruder Boris hatte Rotenberg 2008 Stroigazmontazh, kurz S. G. M. Group, gegründet. Das Unternehmen spezialisierte sich auf den Bau von Gaspipelines und Stromleitungen in Russland. Den Grundstein dazu legte Rotenberg mit dem Erwerb von fünf Bau- und Unterhaltsfirmen, die er dem staatlichen Energiekonzern Gazprom für umgerechnet 348 Millionen Dollar abnahm. In den ersten fünf Jahren des Bestehens verdiente das neue Unternehmen mehr als zwei Milliarden Dollar. Den Grossteil davon dank Regierungsaufträgen.

Da hatte sich die Bekanntschaft zwischen Putin und Arkadi Rotenberg erstmals konkret materialisiert. Doch schon in den 1990er Jahren war die Freundschaft auch zur Geschäftsbeziehung geworden. Putin war damals stellvertretender Stadtpräsident von St. Petersburg. Rotenberg trat mit der Idee an ihn heran, einen professionellen Judoklub in der Stadt zu gründen.


Putin willigte ein, und zu den Geschäftsleuten, die die Idee finanzierten, gehörte der Rohstoffhändler Gennadi Timtschenko. Er lebte mit seiner Familie längere Zeit in Cologny bei Genf. Heute soll er seinen Wohnsitz nach Moskau zurückverlegt haben. Doch noch 2021 führte ihn das Magazin «Bilanz» mit einem geschätzten Vermögen von 20 Milliarden Dollar in der Liste der reichsten Schweizer.

Während seiner Zeit in der Romandie betätigte sich Timtschenko als Kunstmäzen und Gönner des Genf/Servette Hockey Club, auch wenn der damalige Besitzer Hugh Quennec das immer zu verschleiern versuchte. Zu brisant war das Engagement des Oligarchen aus dem engsten Zirkel Putins.

Im Kampfsport waren die Sportfreunde aus St. Petersburg gross geworden, im Eishockey fanden sie ihre gemeinsame Leidenschaft. Arkadi Rotenberg ist Präsident des KHL-Klubs Dynamo Moskau, Gennadi Timtschenko ist Präsident von SKA St. Petersburg und leitet gleichzeitig auch den Verwaltungsrat der Kontinental Hockey League. Zusammen mit Boris Rotenberg besitzen sie die Hartwall-Arena in Helsinki, in der das finnische Team Jokerit spielt, das an der KHL-Meisterschaft teilnahm, ehe es sich wegen des Angriffs der Russen auf die Ukraine am Wochenende aus den Play-offs zurückzog. Roman Rotenberg, ein Sohn von Boris, ist CEO der Arena.

Acht Tore für Putin
Und über all ihnen schwebt Wladimir Putin, der seine Leidenschaft für das Eishockey nie zu verbergen versucht hat und immer wieder öffentlich auslebt. Zu seinen grössten Vergnügen zählen die gelegentlichen Eishockeypartien an der Seite von ehemaligen und gegenwärtigen russischen Topspielern. Ein Match, in dem NHL-Legenden wie Pavel Bure oder Waleri Kamenski ihm die Scheibe zu acht Toren auf die Stockschaufel legen, ist auf Youtube ein Klick-Hit. Am Anfang des gut sechsminütigen Videos begrüsst der Freiburger René Fasel, ehemaliger Präsident des internationalen Eishockeyverbands, als Schiedsrichter des Gaudis das Publikum in russischer Sprache. Putin steht daneben und strahlt.

Fasel war 1994 mit Unterstützung der Russen ins höchste Amt im internationalen Eishockey gehievt worden. Schon zuvor hatte er enge Beziehungen zur mächtigen Eishockey-Nation gepflegt. 1986 hatte er das damals noch übermächtige Nationalteam «Sbornaja» zum Testspiel in die Schweiz geholt, 1990 den Wechsel von Slawa Bykow und Andrei Chomutow zu seinem Stamm- und Herzensklub Fribourg-Gottéron eingefädelt.


Damals war Putin noch einer der ungezählten Soldaten im Dienste der Kommunistischen Partei gewesen. Niemand konnte ahnen, dass er dereinst zum mächtigsten Mann Russlands und zum Schrecken der westlichen Welt aufsteigen würde. Doch den Grundstein zu seiner Politkarriere hatte er da in Anatoli Rachlins Sambo Club längst gelegt.

Putin hat dem internationalen Sport gedient und sich ihn auch zunutze gemacht. Wer immer eine hohe Funktion in einer wichtigen Organisation innehat, kommt früher oder später nicht an ihm vorbei. Sie waren alle da: von den Fifa-Präsidenten Joseph Blatter und Gianni Infantino über den IOK-Präsidenten Thomas Bach bis hin zur französischen Skilegende Jean-Claude Killy. Sie alle drückten dem mächtigen Russen in Freundschaft die Hand.

Killy war im Vorfeld der Olympischen Spiele 2014 in Sotschi als Mitglied des IOK Chef des Koordinationskomitees gewesen und lobte Putins Warmherzigkeit in den höchsten Tönen. Vielleicht gehört der Franzose sogar zum Kreis jener Menschen, die sich gemäss der Definition in Putins Biografie «First Person» zum engsten Freundeskreis zählen dürfen.

Ganz sicher in diesen gehören die Brüder Rotenberg, deren Aufstieg in einem Judo-Trainingsraum von St. Petersburg seinen Anfang nahm. Die Spiele von Sotschi waren sportlich Putins wichtigstes Projekt. Mit ihnen wollte er sich im Innern des Landes ein Denkmal setzen, gegen aussen aber auch das Signal senden: «Seht her, ihr könnt uns nicht stoppen. Wir erreichen, was auch immer wir erreichen wollen.»


In der Vorbereitung der Spiele verpflichtete das nationale olympische Komitee Russlands den erfahrenen Schweizer Funktionär Werner Augsburger als Sportdirektor für die Spiele. Der Walliser sagt: «Es war offensichtlich, dass Sotschi ein Prestigeobjekt der Regierung war.» Die Russen taten alles für den Erfolg und brachen dabei alle Regeln, wie die Entlarvung des staatlich gesteuerten Dopingprogramms später belegte.

Die Infrastruktur für die Spiele stampfte Putins Regierung innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden. Am Schwarzen Meer entstanden modernste Sportstätten, Ski-Resorts, ein ganzes Netz von Strassen. Die Kosten für dieses Mammutprojekt sollen 51 Milliarden Dollar betragen haben. Und ein grosser Teil dieses Geldes floss in die Taschen der Brüder Rotenberg und ihres Firmenkonglomerats. Das Band der gemeinsamen St. Petersburger Jugend hält sie bis heute alle umschlungen.